Donnerstag, 12. September 2002
25 Kilo Uebergewicht! Nein, nicht ich, mein Gepaeck! Ballkleider und Make-up wiegen halt. Habe vor kurzem mal nachgerechnet, was das Uebergepaeck kosten wuerde und bekam einen Ohnmachtsanfall. Gluecklicherweise lassen sich viele Probleme in Bolivien unbuerokratisch loesen. Also die Dame in der Lufthansa Agentur hat einen Bekannten, der am Varig-Schalter arbeitet. Diesen wird sie ein paar Tage vor meinem Abflug anrufen und das Ganze sollte kein Problem sein. Koelscher Kluengel ist gar nichts dagegen.
Gerade habe ich mal wieder viel zu viel Geld fuer Kosmetik ausgegeben, aber tunte will ja gepflegt sein. Ausserdem habe ich mit Kreditkarte bezahlt, das kost ja nix. Und dazu bekam man noch eine Gesichtsbehandlung geschenkt, da konnte ich doch nicht nein sagen. Nun gut, ein Abendmakeup von diesem nettaussehenden Herren am Stand nebenan waere noch besser gewesen, aber man kann ja nicht alles haben.
Freitag 30. August 2002
Probleme! Schon am Montag sollte ich meinen neuen Dutt im Schoenheitssalon "Berlin" abholen, allerdings war jener zur dieser Zeit noch in La Paz beim Onkel der Frisoese, dem Besitzer des Palacio de la Peluqua. Dienstag sollte sie dann ankommen, natuerlich war sie nicht da, wenigstens fand ich auf dem Rueckweg vom Markt noch zwei schoene Fummel, einer passte mir zwar nicht, dafuer aber Tania. Habe 65 Bolivianos fuer beide bezahlt ( 9 Euro).
Mittwoch und Donnerstag war das Ding auch nicht da, angeblich soll mein Dutt heute ganz sicher da sein. Bin sehr gespannt, irgendeinen Haken muss die Sache noch haben (haesslich, doppelter Preis wie ausgemacht...).
Dringend muss ich noch mein Gepaeckproblem loesen, ich habe zwar nicht viel Gewicht, aber dafuer umso mehr Volumen. Ich werde gleich versuchen, eine moeglichst grosse Tasche zu kaufen...
Freitag, 23. August 2002
War in den letzten Tagen in Potosí. Potosí ist mit 4000m angeblich die hoechste Stadt der Welt. Dummerweise ist sie auch genauso kalt wie hoch. Erfindungen wie Heizung oder Doppelverglasung sind hier noch unbekannt. Also, ich moechte in Potosí keinen Sex haben. Man kann sich einfach nicht so anstrengen, dass einem nicht kalt wird, und das Gewicht von vier Filzdecken macht die Sache auch nicht unbedingt spassig.
Ich habe auch die beruehmten Minen besucht. Hierfuer bekommt man eine huebsche Berwerksausruestung angezogen (ich denke, ich werde das Bild in die Galerie setzen) und darf dann zwei Stunden durch den Berg krauchen. Den Bergarbeitern sollte man Geschenke mitbringen, wie zum Beispiel Kokablaetter oder Dynamitstangen. Ich haette ja gerne einige Dynamitstangen mitgenommen, kosten nur ein Euro mit Zuendschnur und Zuender, aber ich fuerchte, die Herren am Zoll wuerden etwas nervoes werden, wenn sie es entdeckten, dabei koennte man an Sylvester so viel Spass mit Dynamit haben - zum Beispiel Nachbars Vorgarten voellig neu gestalten...
Nun gut, ich bin wieder zurueck in Sucre, werde noch eine Woche ausharren und dann mit der Turboprop der Militaerfluggesellschaft ins tropische Santa Cruz fliegen, zu den huebschesten Maennern Boliviens.
Sonntag, 18. August 2002
Nun gut, ich fange erst recht spaet mit meinem Tagebuch an, ich bin nun schon 5 Monate hier und werde Ende September wieder zurueckkehren.
Ich freue mich auch schon auf Deutschland. Bolivien ist zwar ein schoenes Land, nur fuer Schwule ist es nicht wirklich toll, vorallem wenn man in Sucre lebt. Ich fuerchte, die Szene in Meckenheim oder Zerbst ist groesser als die hiesige.
Man trifft nur selten Schwule, und die, die man trifft, sind schreckliche "Naturtucken" oder sonstwie kompliziert. Sehr beliebt ist es, einen falschen Namen zu benutzen. So habe ich vor einiger Zeit mal bei Mateos Wohnung vorbeigeschaut. Es war nur das Hausmaedchen da. ( So nebenbei eine sehr praktische Erfindung. Man kann alles stehen und liegen lassen - die Angestelte raeumt ja auf. Und das Ganze ist ja so billig, nicht mal 50 Euro im Monat.) Auf die Frage,ob Mateo da dei, antwortete sie, dass hier kein Mateo wohne. Hatte ich mir schon gedacht. Sie heisst Andrés. Allerdings weiss sie nicht, dass ich weiss, dass sie Andrés heisst.
Ich bin froh, bald nach Santa Cruz zu fahren. Dort ist die Szene etwas offener, die Jungs huebscher und ausserdem gibt es eine schwule Disko.
Gestern war ich mit Tania, meiner Vermieterin, auf dem Markt Fummel einkaufen. Auf de Markt gibt es zwei Strassen nur mit Secondhand-Klamotten. Das reinste Tuntenkaufhaus. Nun gut, die meisten Kleider waren einmal im Besitz von frustrierten Amerikaerinnen jenseits der Menopause,aber es waren doch einige reizende Stuecke dabei. Ich habe etwas Hautenges in schwarz gefunden - macht eine Wahnsinns-Taille! Habe auch was wunderbares fuer Daphne gekauft - mit Strassbesatz an den Titten! Liebelein, das Ding ist eng - halt bloss die Diaet durch!
Die Chanel-Handtasche hab ich dann doch nicht mitgenommen, sie kostete schliesslich fast 5 Euro und war abgrundtiefhaesslich.
In den naechsten Tagen muss ich nochmal hin. Ich habe ein Kleid gesehen: gelb-gruener Tuell mit Petticoat! Dieses Ding kann locker mit Tuffis Carmen (?)-Kleid mithalten - allerdings kostet es nur ein Drittel davon, Tuffischatz!
Ach ja, ich wollte noch vom Ausgehen berichten. Wenn ich denn mal alleine ausgehe, lerne ich gelegentlich mal ein paar Heten kennen. Man kann mit denen unglaublichen Spass haben. Saufen, ueber Frauenaufreissen reden und wie denn die Maedels in Deutschland sind....Ich nicke das Ganze dann gerne mal ab oder gebe einen dezenten Kommentar dazu - schliesslich will ich aufrecht im Passagierraum und nicht horizontal in einer Kiste zwischen den Koffern zurueckkehren.
Wenn Bolivianer tanzen, haben sie die Angewohnheit, dies immer mit einer Partnerin zu tun. Wie gut, dass ich fast jedesmal gleich ein paar Maedels um mich herum habe, die tanzen wollen. Man kann da ja auch nicht nein sagen.
Kurz und gut, ich bleibe abends gerne mal zuhause.
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