Die Tunte ist ein possierliches Tierchen - zumindest gelegentlich. Doch wird sie auch wegen ihrer Bissigkeit gefürchtet. Sie ist nachtaktiv, und deshalb trifft man sie meist zu später Stunde in einschlägigen Bars und Diskotheken, wo sie häufig durch auffälliges Verhalten bedingt durch Alkoholgenuß, Showgirlallüren oder beides zusammen auszumachen ist. In ihrem Phänotyp einer Frau ähnelnd, sieht sie allerdings viel besser und glamouröser aus. Es muß aber in aller Deutlichkeit gesagt werden, daß sie keine Frau sein möchte. Sie hat einfach Freude daran, Damenkleider zu tragen, sich wie eine Diva aufzuführen und sich einen Dreck um die Geschlechterrollen zu scheren. Als Mann verkleidet kann die Tunte sogar recht kerlig auftreten, Holz fällen und Baumwurzeln ausgraben. Dieses mag daran liegen, daß tunt zu den wenigen Lebewesen gehört, die ein reflektiertes Geschlechterbild besitzen, damit nicht an übliche gesellschaftliche Konventionen gebunden ist und sich nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rolle beweisen muß.
In unserer Gesellschaft nimmt die Tunte einen wichtigen Platz am unteren Ende der Verbraucherkette ein, dadurch, daß sie abgelegte Damenkleidung aufträgt. Daher trifft man sie auch recht häufig in Humana-Filialen oder ähnlichen Secondhand-Boutiquen an. Dieses gilt in besonderer Weise für die berliner Tunte (tunta berlinaris). Die Makeupkenntnisse der Tunte sind meist rudimentär, doch weiß sie recht geschickt das Motto Mehr ist mehr" anzuwenden. Dieses führt trotz oft recht eigenwilliger Farbkombinationen doch meist zu überaus erstaunlichen Ergebnissen.
Die gemeine Tunte ist im Allgemeinen eine recht herzliche und gesellige Zeitgenossin - solange man sie nicht reizt. In diesem Falle neigt sie zu durchaus bösartiger Verbalakrobatik, bei der der Angreifer meist den Kürzeren zieht.
Ein besonders inniges Verhältnis pflegt sie zu alkoholischen Getränken, unter ihnen hervorstechend der Sekt, den man getrost als ihr aqua vitae, als ihr Lebenselixier bezeichnen kann. Eine Rolle dabei mag auch spielen, daß langstielige Sektgläser eine schmale Hand machen.
Selten sieht man eine Tunte, die so betrunken ist, daß sie völlig aus der Rolle fällt. Dieses liegt allerdings nicht daran, daß sie gut die Contenance zu wahren weiß, sondern vielmehr an in langen Jahren erworbener Trinkfestigkeit.
Im Paarungsverhalten benimmt sich die Tunte nicht anders als andere Zeitgenossen. Auffallend ist nur ihre Wirkung auf andere Männer. Während schickere Männer sie meist mit deutlichen Hinweisen auf ihre Unwürdigkeit verschmähen, versuchen viele orientalische Herren, sie als temporären Frauenersatz zu gewinnen (Sprechen wir hier von versteckter Homosexualität?). Interessant ist, daß tunt tunt im Allgemeinen nicht sexuell attraktiv findet, zumindest nicht im aufgefummelten Zustand. Ach ja, Tunten sind nicht unbedingt passiv.